Lernszenarien

Den Rahmen für das gemeinsame, standort- und gewerkeübergreifende Lernen bildet das virtuelle 3D-Modell eines zweigeschossigen Gebäudes, dessen Dachgeschoss ausgebaut werden soll.

In der virtuellen Welt finden online die gemeinsamen Baubesprechungen statt und auch gewerkespezifische Erkundungen. In den ProjectLabs erfolgen standortgebunden durch die jeweiligen Lerngruppen die Arbeitsplanung und -vorbereitung sowie die Dokumentation. Dort stehen auch die digitalen Arbeitsmittel und Geräte sowie Präsentations- und Kommunikationstechnik zur Verfügung. In den Werkstätten können entsprechende praktische Arbeiten ausgeführt werden.

Situationsbeschreibung

In einem in den 1980er Jahren erbauten, zweigeschossigen Gebäude in Holzrahmenbauweise mit Teilunterkellerung ist das Erdgeschoss bewohnt. Das Dachgeschoss wurde in den späten 80er Jahren nachträglich gedämmt und teilweise für einen weiteren Innenausbau vorbereitet. Dabei wurde eine alukaschierte Mineralwolldämmung eingebracht und die Dachschrägen sowie die Decke im Bereich der Kehlbalkenlage mit Holzwolle-Leichtbauplatten bekleidet. Die Treppenhauswände wurden ebenfalls in Holzrahmenbauweise erstellt, im Dachgeschoss sind sie jedoch überwiegend nur einseitig mit OSB beplankt.

Zum Teil wurden Frisch- und Abwasserleitungen aus dem Badezimmer, bzw. der Küche des Erdgeschosses bis über die Rohdecke (22 mm OSB Beplankung) des Dachgeschosses gelegt.

Die Giebel und Drempelwände wurden mit Gipsbauplatten beplankt. Im östlichen Giebel befinden sich zwei einflügelige Fenster und im westlichen Giebel zwei Glastüren, die auf den bereits vorhandenen Balkon führen, der jedoch bisher nicht genutzt wurde, da das Dachgeschoss bisher nur als Abstell- und Wäschetrockenfläche diente.

Das Dachgeschoss soll nun zu einer separaten Wohnung ausgebaut werden. Hierfür sind eine umfassende energetische Sanierung sowie Neueindeckung der Dachflächen notwendig. Zusätzlich sollen auf der südlichen Dachseite Solarkollektoren installiert werden. Nach dem vorliegenden Architekturentwurf soll die Dachgeschosswohnung durch einen großen Hauptraum geprägt werden, der Küchen-, Wohn- und Bürobereich umfasst und Zugang zum Balkon bietet. Wohnkomfort und Belichtung sollen durch die Neuerstellung einer Trapezgaube auf der Südseite sowie den Einbau zwei zusätzlicher Dachflächenfenster auf der Nordseite (Schlafzimmer und Bürobereich) erhöht werden. Auf der östlichen Seite des Dachgeschosses sollen ein Schlafzimmer und das Bad entstehen.

Bauzustandserfassung

Ein Dachgeschoss, das in den 80er Jahren provisorisch ausgebaut war und Schäden aufweist, soll zu einer vollständigen Wohnung ausgebaut werden. Planung des Architekten und Baugenehmigung liegen vor.

Nach der Bearbeitung durch die Auszubildenden ist der Bauzustand erfasst und digital dokumentiert, alte Einbauten sind zurückgebaut (Dämmwolle, Holzwolle-Leichtbauplatten), im Außenbereich keine Baugrube.

Beispiel-Aufgabenstellung für Zimmerer/Zimmerinnen

Die Bauherrschaft hat eine Angebotsanfrage für die energetische Sanierung der Dachflächen an ihren Ausbildungsbetrieb gestellt. Zudem sollen im Rahmen dieses Auftrags auch die Gaube erstellt und die zusätzlichen Dachflächenfenster eingebaut werden.

Für die Angebotserstellung benötigt Ihre Chefin nun eine Dokumentation des genauen Ist-Zustands des Dachgeschosses mit besonderem Augenmerk auf eventuell sichtbare Schäden an der vorhandenen Konstruktion. Auch die Querschnitte der Sparren, sichtbaren Pfetten und Pfosten sind von Interesse. Darüber hinaus werden Sie darauf hingewiesen auf eventuell vorhandene Gefahrstoffe zu achten, die bei einer Baumaßnahme besonders zu berücksichtigen wären.

Sie sollen nun in einem vor Ort-Termin die Dokumentation erstellen und unklare bzw. fehlende Maße prüfen. Zudem erhalten Sie den Architekturentwurf des Dachgeschoss-Grundrisses, um die vorgesehene Raumaufteilung und Lage der zu erstellenden Innenwände auf mögliche Probleme oder Besonderheiten prüfen zu können, die bei der Sanierungs- und Ausbaumaßnahme zu berücksichtigen sind.

Dach, Gauben, Wärmedämmung, Kollektoren, Leitungen, Baugrube

Am Ende des Lernszenarios sind alle erforderlichen Abstimmungen getroffen für die bauliche Sanierung des Daches einschließlich Gaube, Dachflächenfenstern und Wärmedämmung, Vorbereitungen zur Sicherstellung der Luftdichtheit sind erefolgt. Die Einbringung der einseitig beplankten Innenwände ist besprochen, ebenso wie die Leitungen und Anschlüsse, die Montage der Solarkollektoren, das Ausheben der Baugrube und der Leitungsgräben, die Baustelleneeinrichtung und die Absperrung. Alles ist bezüglich der Schnittstellen zwischen den Gewerken und der Abfolge der Arbeiten geprüft und digital dokumentiert.

Die Lernenden haben verschiedene digitalisierte Arbeitsmittel und Geräte kennengelernt, die zur Umsetzung der entsprechenden Arbeiten eingesetzt werden sollen, beispielsweise einen 3D-Laserscanner und eine Drohne.

Heizung, Lüftung, Sanitär, Dachfensterverkleidung, Schallschutz, Zisterne

In diesem Lernszenario stehen der Abschluss der Rohinstallationen, die Schließung der zuvor nur einseitig beplankten Innenwände, der Roh-Einbau des Dachfensters im Bad, der Eisspeicher und das Setzen der Punktfundamente für den Energiezaun im Mittelpunkt.

Die Lernenden führen dazu entsprechende praktische Übungsarbeiten in der Werkstatt aus.

Lichtvouten, Wand- und Fußbodenheizung, Sanitäreinrichtung, Baugrube verfüllen

Am Ende dieses Szenarios sind die Wandflächen gespachtelt, die Dachfenster und die Lichtvouten fertig, die Fußbodenheizung ist verlegt, der Estrich ist fertig, die Leitungen sind an Zisterne angeschlossen, der Energiezaun steht und alles ist dokumentiert.

Fliesen, Bodenbelag, Innentüren, Fertiginstallation Haustechnik

Nach der Bearbeitung dieses Szenarios sind die Bodenbeläge und die Wandbeläge fertig, die Bäder fertig installiert, alle Türen eingebaut, die Baugrube und die Fundamente sind verfüllt und alles ist dokumentiert.

Systeme Einmessen/Einstellen, Inbetriebnahme, Abnahme

Der Dachausbau ist nun vollständig fertiggestellt, alles ist digital dokumentiert, die Abnahme ist erfolgt und der Kunde ist zufrieden!

Das Projekt „Fortschrittliche Unterweisungssituationen im Ausbauhandwerk (FortUnA)“ wird gefördert im Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Das Sonderprogramm wird durchgeführt vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).